Als Seide bezeichnet man das fadenförmige Produkt bestimmter Schmetterlingsraupen. Nach Art und Herkunft unterscheidet man
Maulbeerseide von den Raupen des Maulbeerspinners. Die Raupen werden gezüchtet. Sie ernähren sich von den Blättern des Maulbeerbaumes.
Wildseide oder Tussahseide von den Raupen der wild lebenden Tussah- oder Eichenlaubspinners.
Aus den Eiern des Maulbeerspinners entwickeln sich auf Gestellen und Gittern im Zuchtraum die Raupen. Sind die Raupen ausgewachsen, verpuppen sie sich. Zu diesem Zweck bilden sie eine eiförmige Hülle, den Kokon, in dem sie völlig verschwinden. Der Kokon wird folgendermaßen gebildet: Die Raupe scheidet aus zwei dicht nebeneindander stehenden Drüsen am Kopf ununterbrochen eine flüssige Eiweißsubstanz, das Seidenfibroin, aus, Dieses erstarrt an der Luft zu fadenförmigen Seidenfilamenten. Ein gleichzeitig austretender "Seidenleim"(Serizin) umhüllt die beiden Seidenfilamente und klebt sie zu einem Doppelfaden zusammen. Die Raupe führt mit dem Kopf 8-förmige Bewegungen aus, während sie die Seidenfilamente spinnt und legt den neugebildeten Doppelfaden in den bereits fertiggestellten Teil des Kokons. Die Gesamtlänge des Fadens beträgt 3000 bis 4000 Meter.
Vor dem Schlüpfen der Schmetterlinge werden die Kokons geerntet und die Raupen mit Heißluft oder heißem Wasser getötet. Die Seide wird durch Abwickeln (Abhaspeln) des Fadens gewonnen, wobei 3 bis 9 Fäden zusammengefaßt werden. Der so gewonnene Seidenfaden ist 600 bis 1500 Meter lang (Rohseide) Zwei bis sechs Fäden dieser Rohseide werden zur Garnbildung miteinander verdreht. Erzeugnisse aus Rohseide sind durch den anhaftenden Seidenleim geprägt, der den Geweben ein "noppiges" Aussehen, einen harten, knirschenden Griff und eine stumpfe Oberfläche verleiht.
Kurze, stark verklebte Fäden aus dem Inneren des Kokons werden zu Bourettseide versponnen.
Durch Entbasten (Kochen der Rohseide in Seifenwasser) wird der Seidenleim entfert und es kommen die an der Seide geschätzten Eigenschaften wie Weichheit, Anschmiegsamkeit und Glanz zur Wirkung. Bei der Entbastung verliert die Seide bis zu 30 % ihres Gewichtes. Dadurch wird sie für manche Verwendungszwecke zu leicht. Der Gewichtsverlust kann durch "Erschweren" ausgeglichen werden. Die dafür verwendeten Metallsalze und Kustharze sind ökologisch problematisch.
Farbskala: Rohseide: gelblich; Wildseide: gelblich-braun; entbastete Seide: weiß bis leicht gelblich
Die internationale Seidenvereinigung gibt für Gewebe aus 100 % Seide ein Warenzeichen heraus, das auch gute Stoffqualität (z.B. hohe Zugfestigkeit und Farbechtheit) garantiert.